Zeit kann ganz unterschiedlich wahrgenommen werden. Und damit meine ich nicht das Phänomen, dass die Wochenenden schneller vergehen als der Rest der Woche. 

In der griechischen Mythologie gibt es gleich drei Götter, die für die Zeit zuständig sind: Chronos, Kairos und Aion. 

Chronos dürfte den meisten vermutlich bekannt sein, denn schließlich tragen wir alle mindestens einen Chronometer am Körper. Chronos ist die Zeit, die wir haben: meßbar, logisch, gleichmäßig und wissenschaftlich definiert. Sekunde auf Sekunde. Die Zeit, in der wir vermutlich den größten Teil unseres Arbeitslebens verbringen. Durchgetaktet und fremdbestimmt schauen wir vor und zurück und sind selten im Jetzt. 

Kairos ist die bessere Hälfte von Chronos. Kairos ist für die nicht-lineare, die göttliche Zeit zuständig, für die Zeit, die wir uns nehmen, für die Momente, in denen wir mutig handeln oder es für immer bereuen. Es sind die Entscheidungen und Taten, zu denen wir uns entschlossen haben oder eben auch nicht. Die Zeiten, die uns prägen und unsere weitere Reise bestimmen. Bleibe ich oder wechsle ich den Job? Starte ich noch einmal ganz neu durch? Nutze ich die Anfrage? Gehe ich auf die Bühne? 

Wir alle sind Kairos schon begegnet. Kairos hat Flügel an den Füßen, weil er so schnell ist und während sein Kopf eigentlich recht kahl ist, hat er doch rechts und links lange Haare. Wir erwischen ihn nur, wenn wir auf gleicher Höhe mit ihm schnell zupacken, d.h. ihn am Schopf ergreifen. Ist die Gelegenheit vorbei, sehen wir nur noch den kahlen Hinterkopf. Wenig verwunderlich heisst die Angst, Entscheidungen zu treffen, daher auch Kairophobie.

Aion komplettiert die göttliche Runde. Er steht für die Zeit des Lebens und der Ewigkeit. Kairos und Aion sind verwandt und können sogar ineinander übergehen. Wir erkennen das am Gefühl, wenn der Augenblick zur Ewigkeit wird. 

In unserer Arbeitswelt dominiert Chronos, aber welches sind die Kairos und Aion Momente? Wo können wir einfach sein?