Bienen summen im Lavendel. Ein paar Gärten weiter toben Kinder im Wasser herum. Auf dem Rhein tuckern die Schiffe. Ich lausche nach innen.
Die Pausen der letzten Wochen kann ich an einer Hand abzählen. Schon lange möchte ich über Schweigen und Stille schreiben, doch hatte ich bislang nicht die nötige Muße. Jetzt, wo sich draußen das Leben wieder öffnet und wir vertraute Räume noch etwas wackelig betreten, komme ich zur Ruhe. Die Lücke zwischen innerer und äußerer Welt schließt sich langsam, dieser Übergang, der oft übertönt wird.
Es ist Übung. Je länger ich nur zuhöre, desto entspannter werde ich und kann Pausen gut aushalten. Keine vorformulierten Fragen, die im Kopf rotieren und auf ihren Einsatz warten. Stille aushalten, auch wenn alles um uns herum lärmt. Neulich besuchte ich meinen Vater und habe nichts anderes getan als da zu sein. In einer Welt, die ihre Energie im Multitasking sucht, ist es revolutionär, nur eine Sache zu tun und sei es gemeinsam nichts zu sagen.
Pausen sind häufig die Momente, in dem wir unsere Gesprächspartner wirklich verstehen und uns mit ihnen verbinden. Momente, in dem das Gesagte nachhallt und sich seinen Raum erobert. Wer spricht zu mir, wenn keiner spricht? Kann ich meine eigenen Stimmen herunter pegeln und einfach sein? Ganz ehrlich: ich schaffe es nicht immer. Dann ist es einfach eine Geschichte, die ich höre und auch Pausen fallen mir schwerer.
Die Moderatorin Ute Lange sagt über Pausen, dass sie zu jedem guten Gespräch dazugehören und Gelegenheit geben, die Gedanken zu vertiefen. Ihr Publikum erlebt diese Momente als Erholung. Und es stimmt: Der Moment, in dem ich einer Gruppe eine Frage stelle und niemand antwortet…bedeutet meistens nichts anderes, als dass Menschen ein paar Augenblicke brauchen, um ihre Gedanken zu sammeln. Punkt. Das Wissen darum, wie wertvoll diese Momente der Stille sein können, nimmt allen Beteiligten den Druck, mit dem Sprechen zu beginnen, nur um eine Lücke zu füllen. Wir denken viel schneller als wir sprechen. Jede:r Sprecher:in braucht mitunter ein paar Augenblicke, um sich gedanklich zu sortieren. Also einfach einmal ein- und ausatmen und schauen, ob da noch etwas gesagt wird.
Pause bedeutet auch, dass wir uns einen Moment Zeit nehmen können, um alles langsamer anzugehen. Resonanz zulassen, auf Gegenwart und die Zukunft blicken. Ich glaube, wir wurden in diesem Frühjahr mit lauter Stimme dazu eingeladen. Ich frage mich, wie viele von uns zugehört haben.
Und jetzt entschuldigt mich bitte. Ich lausche wieder den Bienen….
Liebe Alexandra,
danke für deine wertvollen Worte. Das Thema hatte ich erst gestern mit meinen Töchtern und meiner Mutter, nämlich, dass ich nicht gut Nichts tun können. Doch das stimmt nicht ganz, manchmal sitze ich auch einfach nur da. Manchmal ist das aber auch ganz schön anstrengend, alleine mit den eigenen Gedanken zu sein.
Liebe Grüße
Stephanie
Liebe Akexandra, wie immer kluge, reflektierte Worte und Gedanken von Dir. Danke dafür! Interessanterweise habe ich gestern erst wieder darüber nachgedacht, dass ich zunehmend mehr Pausen mit „Stille“ für mich brauche und mir auch nehme. Liebe Grüße von Monica P. S. Bienen und Hummeln bei ihrem emsigen Tun auf dem Balkon zu beobachten ist herrlich meditativ.